20 Prozent brauchen langfristige Unterstützung beim Wohnen

Wien, 11. September 2023 – Tag der Wohnungslosen: Wenn es um die Wohnversorgung von wohnungslosen Menschen geht, ist „Housing First“ das Gebot der Stunde: Alle, die von Obdachlosigkeit betroffen sind, erhalten eine Wohnung und einen Mietvertrag – bedingungslos. «Doch damit allein können wir Obdachlosigkeit nicht beenden», sagt Heilsarmee Geschäftsleiter und Sozialexperte Roland Skowronek.   

In Österreich leben 1,5 Mio. Menschen in Armut oder gelten als stark armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. 20.000 Menschen sind als obdach- oder wohnungslos registriert, über die Hälfte aller Betroffenen lebt allein in Wien. «Abgesehen von fehlendem leistbarem Wohnraum wissen wir aus Erfahrung, dass etwa 10 bis 20 Prozent ihren Alltag nicht allein bewältigen können und zusätzliche Unterstützung beim Wohnen brauchen. Denn Krankheit, Sucht, traumatische Erlebnisse hinterlassen ihre Spuren. Es gibt ehemals obdachlose Menschen, die nicht allein wohnen können und es auch nicht möchten. Sie brauchen neben einem sicheren Wohnraum und Stabilität auch bedürfnisorientierte Betreuung. Nicht in großen anonymen Heimen, sondern in kleinen Wohngemeinschaften mit eigenem Zimmer, wo sie auf Dauer wohnen können und die Sicherheit haben, Unterstützung zu erhalten, wenn sie diese benötigen“, so Skowronek.

Die Gemeinschaft hilft

In Österreich setzt die Heilsarmee seit über 95 Jahren bedarfsgerechte Angebote und wird dort aktiv, wo ein Mangel an Unterstützungsleistungen für obdachlose Menschen sichtbar wird: Das Konzept von kleinen Wohngemeinschaften wurde von der Heilsarmee 2016 in Wien ins Leben gerufen. Begonnen hat die wohltätige Organisation mit einer Abstinenz-Wohngemeinschaft für Männer, die gemeinsam ohne Alkohol leben wollten. Kurz darauf kam eine zweite Wohngemeinschaft dazu. 2018 eröffnete das Quartier Wintergarten für junge wohnungslose Erwachsene mit psychischen Erkrankungen. Derzeit arbeitet die Heilsarmee am Aufbau des neuen Projektes „Wiener Wohngemeinschaften“.

Psychisch krank und wohnungslos

„Insbesondere in der Betreuung psychisch kranker Menschen sehen wir einen großen psychosozialen Unterstützungsbedarf, der weiter ausgebaut werden muss. Denn obdach- und wohnungslose Menschen sind überdurchschnittlich häufig von psychischen Erkrankungen betroffen“, erläutert Skowronek. In der Wiener Wohnungslosenhilfe gaben in einer Studie fast 50 Prozent der Befragten an, unter psychischen Problemen zu leiden. Hier setzt die Heilsarmee an.

„Im Unterschied zu großen Wohnheimen kann in einer WG besser auf die Bedürfnisse der Bewohner:innen eingegangen werden. Die Gemeinschaft wird gefördert und das wiederum hilft, Einsamkeit zu überwinden. Auch braucht es sichere Rückzugsräume, denn diese beugen Krisen vor. Rückfälle und stationäre Aufenthalte nehmen dadurch ab und es wird langfristiges stabiles Wohnen ermöglicht“, erklärt Skowronek.

In allen dauerhaft betreuten Wohnplätzen der Heilsarmee werden die Bewohner:innen von Sozialarbeit, Wohnbetreuung, Krankenpflege und Seelsorge unterstützt.

Die Heilsarmee Österreich ist eine wichtige Trägerorganisation in der Wiener Wohnungslosenhilfe und wird vom Fonds Soziales Wien gefördert.

 

Rückfragen und Pressekontakt

Mag.ª Maria Meiböck

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